Drohnen bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise bei der Informationsbeschaffung in schwer zugänglichen oder weitflächigen Einsatzgebieten, in Rettungseinsätzen und im Bereich der öffentlichen Sicherheit.
Eine Arbeitsgruppe an der Hamburger Northern Business School (NBS) beschäftigt sich mit technischen, sicherheitsrelevanten und sozialen Fragen der Drohnennutzung. Das Institut für unbemannte Systeme (IuS) an der NBS Hamburg hat anhand Umfragen festgestellt, dass in der Bevölkerung eine Akzeptanz für den zivilen Einsatz von Drohnen durchaus vorhanden ist. In einem hauseigenen Forschungsprojekt wurde der Beitrag von Drohnen u. a. bei der Waldbrandfrüherkennung untersucht – ein Beispiel sinnvoller, sehr hilfreicher ziviler Nutzung, wie Professor Dr.-Ing. Uwe Här vom IuS unterstreicht. Hierzu werden in mehreren Bundesländern Projekte mit unterschiedlichen Ansätzen realisiert. Ein Team des Instituts nutzt für die Waldbrandprävention durch Drohnen auch die neuen Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz bietet.
Auch Franz Petter, Mitglied der International Emergency Drone Organization (IEDO), unterstreicht den Nutzen des Drohneneinsatzes bei Unfall- und Katastrophenlagen. Drohnen seien im Zivilen gerade dazu gedacht, Leben zu schützen und zu retten. So könnten sie bei der Suche nach Vermissten und in dynamischen Gefahrenlagen bzw. -bereichen, etwa bei Einsturzgefahr, wertvolle Dienste leisten. Ferner dienten sie der Prüfung von Verkehrs- und Energieinfrastrukturen. Zu denken sei hier beispielsweise an die kostengünstige und sichere Inspektion von Brücken und Stromleitungen. In der Landwirtschaft würden mit ihrer Hilfe eine effizientere Bewässerung und besserer Pflanzenschutz möglich; in der Logistik biete sich die Versendung etwa von Gewerbeproben förmlich an. Petter macht allerdings auf regulatorische Probleme aufmerksam: „Die EU hat einheitliche Vorgaben für den Drohnenflug erlassen, die von den einzelnen Ländern unterschiedlich und mitunter restriktiver interpretiert werden.“
Bestehende Limitationen sieht Här ebenfalls: „Gegenwärtig ist die zivile Nutzung von Drohnen insbesondere im urbanen Raum gesetzlich stark eingeschränkt. Um die vielfältigen Entwicklungen zum Einsatz von Drohnen durch Unternehmen wirtschaftlich nutzen zu können, ist die Schaffung eines kontrollierten unteren Luftraums erforderlich.“ Hamburg biete für die Nutzung von Drohnen eine der europäischen Modellstädte und habe mit dem Drohnen-Netzwerk „Windrove“ sehr gute Expertise vor Ort. Geplant ist seitens der Hamburger Schutzpolizei ein Kompetenzzentrum für Luftsicherheit. „Ein notwendiger Ansatz“, meint Här. Ziel müsse es sein, so der Mathematiker und Ingenieurwissenschaftler, dass auch beim Drohneneinsatz eine organisierte Zusammenarbeit der beteiligten Akteure wachse, ähnlich wie im Straßenverkehr.
Prof. Dr. André Schulz, Professur für Kriminalwissenschaften an der NBS, erläutert aber auch die Risiken: „Drohnen besitzen ein Gefährdungspotential, gerade innerhalb bewohnter Gebiete. Neben der Gefahr von Abstürzen und Verletzungen der Privatsphäre und des Datenschutzes besteht die viel größere Gefahr, dass Drohnen zu kriminellen Zwecken genutzt werden.“ Es sei aber alles andere als trivial, Gefährdungsdrohnen sicher außer Funktion zu setzen. Heute kann man beispielsweise Störsignale aussenden oder die Kontrolle über die Drohne erlangen und sie zum Landen zwingen. „Die eine Lösung für alle Szenarien gibt es nicht!“, ergänzt Schulz.
Sein Kollege Prof. Dr. André Röhl, Professor für Sicherheitsmanagement an der NBS, macht darauf aufmerksam, dass sich die Drohnentechnologie in einen Wirkverbund aus Robotern, Videosystemen und weiteren Technologiekomponenten fortentwickele. Daher müssten Fragen des zuverlässigen Schnittstellenmanagements und des Datenschutzes geklärt werden. Kritische Einrichtungen, wie etwa ein Krankenhaus, sollten sich auf eine Gefährdung durch Drohnen vorbereiten; dies betreffe neben der organisatorischen Vorkehrung auch bauliche Maßnahmen. Automatisierte, unbemannte Systeme „bieten für Unternehmen und Behörden dann einen Mehrwert, wenn damit zusätzliche Informationen verarbeitet werden können – etwa im Arbeitsschutz, im Klimaschutz oder bezüglich der Optimierung von Energieverbräuchen“, stellt der Sicherheitswissenschaftler heraus.
Für den Soziologen Prof. Dr. Marcel Schütz, Professor für Organisation an der NBS, spiegelt die Diskussion über Drohnen den typischen Verlauf bei der Einführung neuartiger Technologien wider: „Der Umgang mit den Drohnen ist eben etwas ambivalent. Man sieht Nutzen und Risiken. Technologien sind aber ja nicht aus sich heraus einfach gefährlich, es kommt auf die Verwendung, die Gewöhnung und die Beherrschbarkeit an.“ Schütz weist darauf hin, dass mit neuen Transport- und Verkehrstechnologien nach und nach auch passende Regeln geschaffen würden. Ein Prinzip, das sich in anderen Verkehrsbereichen ähnlich zeige. Das Besondere sei, dass man Drohnen relativ unauffällig, schnell, flexibel und wirksam einsetzen könne. „So ein System bietet für Missbrauch potenziell natürlich günstige Bedingungen“, sagt Schütz. Es sei wichtig, von politisch-regulatorischer Seite die Vorteile der Drohnentechnologie zu erkennen und die Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass sie sinnvoll gebraucht werden kann.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Marcel Schütz