Die Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz prägen auch den Wissenschaftsbetrieb. Ein Antrag beim BMBF für eine entsprechende Forschungsgruppe an den Universitäten Oldenburg, Bielefeld und an der Northern Business School in Hamburg hatte nun Erfolg.
Im Rahmen einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Einrichtung innovativer Forschungsgruppen im Förderschwerpunkt „Wissenschafts- und Hochschulforschung“ hatte ein Team der Universitäten Oldenburg, Bielefeld und der NBS Northern Business School ein Konzept mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz eingereicht. Mit Erfolg: Die Gruppe „KIWIT: Funktionen und Folgen Künstlicher Intelligenz in der Wissenschafts- und Hochschulorganisation – Innovationsanalyse und Transferentwicklung“ wurde nun ausgewählt und kann ihre Arbeit aufnehmen. Das Bundesministerium fördert das Kooperationsvorhaben zunächst für vier Jahre mit insgesamt knapp zwei Millionen Euro, davon gehen rund 692.000 Euro an die NBS. Perspektivisch kann die BMBF-Forschungsgruppe insgesamt bis zu acht Jahre gefördert werden.
Künstliche Intelligenz prägt unsere Gesellschaft in allen Wissensbereichen. Die soziologisch, informations- und managementwissenschaftlich ausgerichtete Forschungsgruppe soll über längere Zeit die Auswirkungen der soziotechnischen Durchdringung von KI in den elementaren Bereichen des Wissenschafts- und Hochschulsystems untersuchen. Dies betrifft in einem ersten Profil die Forschungstätigkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, in einem zweiten die Gestaltung bzw. Governance der Hochschulorganisation sowie drittens die Praxis von Studium und Lehre. Angrenzend werden auch wissensintensive Organisations- und Arbeitsstrukturen über den Wissenschaftsbetrieb hinaus adressiert.
Für die Forschungsgruppe steht KI zugleich als Gegenstand und als Methodik im Fokus. Ein Innovationspotenzial besteht in der wissenschaftlichen Auswertung großer, im Internet frei zugänglicher Datenbasen, um darüber systembezogene Strukturfragen zu bearbeiten und durch Datentriangulation bislang unbekannte Muster zu ergründen. Eine Besonderheit ergibt sich aus der eigenständigen Entwicklung und Erprobung von KI-Applikationen, die mit sozialwissenschaftlich-methodischen Verfahren kombiniert und projektübergreifend verwertbar gemacht werden.
In sechs Dissertationsprojekten kommen neben der theoretischen Explikation quantitative bzw. Big-Data-Verfahren wie u. a. Data Mining und Social Media-Monitoring und qualitative Ansätze zum Einsatz. Die Resultate lassen im Hinblick auf eine informierte Implementation von KI im akademischen Bereich ergiebige Erkenntnisse und Transferpotenzial erwarten. Sie schaffen eine Wissensbasis für die rationale Gestaltung von Entscheidungs- und Organisationsstrukturen unter den Bedingungen der KI-Technologie.
Der Forschungsgruppe werden rund 20 Mitglieder angehören, darunter sechs Doktorandinnen und Doktoranden, studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte sowie ein wissenschaftlicher Beirat. Das vierköpfige Leitungsteam repräsentiert die angestrebte sozial- und technikwissenschaftliche Verbindung: Heinke Röbken ist Professorin für Bildungsmanagement an der Universität Oldenburg und auf die Hochschulforschung spezialisiert. Sie wird der Gruppe als Verbundkoordinatorin vorstehen. Stefan Kühl, Professor an der Universität Bielefeld, ist durch zahlreiche Arbeiten in der Organisationssoziologie bekannt. Marcel Schütz hat eine Forschungsprofessur für Organisation und Management an der Northern Business School in Hamburg inne, wo ebenfalls Ernst Reinking mit seiner langjährigen Erfahrung im IT-Management als Professor auf dem Gebiet der Informatik und Künstlichen Intelligenz arbeitet.
Für den wissenschaftlichen Beirat konnten Elena Esposito (Bologna/Bielefeld, Algorithmic Prediction), Anke Hanft (Oldenburg, Weiterbildungsforschung), Klaus Mainzer (München, Philosophie und Physik) und Rudolf Stichweh (Luzern/Bonn, Gesellschaftstheorie) gewonnen werden. Der namhafte Expertenkreis soll die Arbeit der Forschungsgruppe kritisch und konstruktiv begleiten und damit einen größeren akademischen Kontext schaffen.
Für die Dauer der Forschungsgruppe werden eine Webseite und ein Blog über den Fortgang der Arbeit berichten. Außerdem ist ein Projekt-Podcast vorgesehen. Zusätzlich können jährliche Summer Schools die Arbeit der Gruppe innerhalb der Wissenschaftsgemeinde vernetzen. Die geplanten Publikationen richten sich an ein wissenschaftliches und ein anwendungsinteressiertes Publikum.
Kontakt:
- Prof. Dr. Marcel Schütz (schuetz[at]nbs.de)
- Prof. Ernst Reinking (reinking[at]nbs.de)