Am vergangenen Freitag trafen die Bundesvorsitzende der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, die ehemalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), der Jusos-Vorsitzende Kevin Kühnert sowie BWL-Professor Christian Scholz und Marcel Schütz, Research Fellow an der NBS, zu einer Podiumsdiskussion im Mannheimer Schloss zusammen. Im Mittelpunkt standen Fragen zur politischen Beteiligung sowie zur wirtschaftlichen und ökologischen Zukunft, speziell mit Blick auf die Erwartungen jüngerer Menschen.
Auf die Frage von Moderator Dirk Emig (Hessischer Rundfunk), ob Protest und Kritik bei der heutigen Generation sich gewandelt habe, reagierte Marcel Schütz zurückhaltend. Die Ausdrucksformen von Protest und Mitbestimmung seien immer der jeweiligen Zeit und den sozialen Verhältnissen geschuldet. Generell, so Schütz, würden Debatten sich heute mit hoher Geschwindigkeit entwickeln und verlören auf einmal wieder an Schwung. Im Grunde sei quer durch die Generationen ein Auf und Ab der Kritik und ihrer Formen zu beobachten.
Der Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler Christian Scholz äußerste sich hingegen kritisch zur Frage, ob das politische Parteienspektrum für jüngere Leute weiterhin attraktive Möglichkeiten der Beteiligung bieten könne. Aus seiner Sicht fehle es an geeigneten neuen Formaten. Darauf entgegneten Hendricks und Kramp-Karrenbauer: Hendricks erwiderte, es bleibe unklar, wie in einer repräsentativen Demokratie ohne Parteien eine professionelle Politik betrieben werden solle. Kramp-Karrenbauer verwies auf die Entwicklung in Frankreich, wo letztlich durch eine neue Bewegung die Position etablierter Parteien geschwächt wurde. Niemand könne wissen, was dieser unsicheren Entwicklung folge. Kevin Kühnert sah einen Grund für Parteienmüdigkeit im Zeitaufwand, den junge Menschen bei einer Partei einkalkulieren müssten.
Eine strittige Diskussion kam bezüglich gegenwärtiger Klima-Streiks von Schülern sowie im Hinblick auf Demonstrationen gegen die EU-Urheberrechtsreform zustande. Kühnert rief in Erinnerung, dass die Schüler ernst genommen wollen würden. Kramp-Karrenbauer empfahl den vielen anwesenden Studierenden, ihren eigenen Weg zu suchen und sich nicht durch äußere Erwartungen einschränken zu lassen. Zur Frage politischer Konkurrenz hob sie hervor, dass man trotz des eigenen Standpunktes auch anderen Meinungen ihre Geltung zugestehen solle. Die Wahrheit liege häufig wohl in der Mitte der Positionen, so die CDU-Chefin. NBS-Dozent Schütz erinnerte an den Nutzen einer organisierten Politik. Beteiligung in einer modernen Demokratie sei stets auf Konsensfähigkeit angewiesen. Organisierte Formen böten hier viele Vorteile, wenngleich Organisationen in der Gesellschaft heutzutage oft zu kritisch betrachtet würden.
Die Diskussion traf auf großes Interesse. An die bis auf den letzten Platz ausgebuchte Veranstaltung schlossen sich Fragen zahlreicher Studierender, insbesondere an die Politiker gerichtet, an.
Das Mannheim Forum ist ein jährlicher Kongress an der Universität Mannheim auf Initiative von Studierenden und in Kooperation mit weiteren Organisationen. Hierzu werden neben Experten aus diversen Bereichen der Gesellschaft auch zahlreiche Spitzenpersonen aus der Politik und der Wirtschaft eingeladen. Interessierte NBS-Studierende können sich zu gegebenem Zeitpunkt unter https://www.mannheim-forum.org auf einen der ca. 500 verfügbaren Plätze für das Mannheim Forum 2020 bewerben.